Posts Tagged ‘Dilettantismus’

Mnfst ds Dlttntsms

20. Februar 2020

Die Basler Sektion (die sich hochtrabend selbst das ZK nennen möchte) hat das Manifest des Dilettantismus vorgelesen. Da gerade Sparwochen sind, ohne Vokale. Die muss man selber mitbringen. Es ist wie eine dieser Parties, wo man seinen eigenen Schnaps mitbringen muss. Jawohl.

Manifesto del dilettantismo

9. Januar 2020

Manifesto del dilettantismo

del gruppo Konverter, un gruppo artistico aperto, in cui le persone presentano le loro opere e ne discutono: Nella primavera del 2016, il gruppo è arrivato al punto di definire i propri orientamenti e attività nel concetto di “dilettantismo”. Quali dilettanti autodichiarati non hanno saputo resistere e hanno proclamato l’Internazionale dilettante! Il loro quartier generale è un garage a Zurigo e chi volesse saperne di più su questo gruppo che abbiamo conosciuto al Salone del libro anarchico 2018 a Berna può visitare il loro blog: konverter.wordpress.com. Qui di seguito una traduzione dilettante del manifesto.

a cura di Rosemarie, che si permette di mischiare i generi

(aber scho sicher „mischiare i generi“, isch nötig xi!) 😉

(es handelt sich also hierbei um die Übersetzung des Manifest des Dilettantismus, mit grossem Dank an Rosemarie und die Voce Libertaria, welche diese übersetzte Version in ihrer Ausgabe 42 publizierte.)

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Friedell: Über den Dilettanten

7. Mai 2019

„Nur der Dilettant, der mit Recht auch Liebhaber, Amateur genannt wird, hat eine wirklich menschliche Beziehung zu seinen Gegenständen, nur beim Dilettanten decken sich Mensch und Beruf; und darum strömt bei ihm der ganze Mensch in seine Tätigkeit und sättigt sie mit seinem ganzen Wesen, während umgekehrt allen Dingen, die berufsmäßig betrieben werden, etwas im üblen Sinne Dilettantisches anhaftet: irgendeine Einseitigkeit, Beschränktheit, Subjektivität, ein zu enger Gesichtswinkel.“

[Montagsgedanken] Kunst, Kultur und Warenform – Rote Fabrik und Reitschule.

16. April 2018

„Kultur hat einen Wert.“/“Kunst ist Arbeit.“/“Künstler sollen bezahlt werden.“

Solches sind die Töne, die gerne gespuckt werden. Auch jetzt erst wieder im Zusammenhang mit der Besetzung der Grossen Halle in der Reitschule, welche die Gruppe der „Wohlstandsverwahrlosten“ durchführte. Die Kritik lautet, dass die Kommerzialisierung der (eigenen, widerständischen) Kultur rückgängig gemacht werden sollte, dass ein Ort wie die Reitschule sich auf ihre Wurzeln besinnen sollet anstatt sich zu einem Konsumtempel mit linkem (Grafitti)-Anstrich zu entwickeln.

In Zürich lässt sich diese Entwicklung eines ehemals widerständischen und von einer Bewegung getragenen Ortes zu einem Ausgehtipp anhand der Roten Fabrik beispielhaft in Erinnerung rufen.
Die Rote Fabrik ist heute nur ein Angebot neben anderen auf einem Markt. Der Entscheid in die Rote Fabrik zu gehen, ist so revolutionär wie ins Opernhaus zu gehen. Es ist eine Wahl, wo man sein Geld liegen lassen möchte. Eine Wahl, die man vergleichen kann mit der Wahl zwischen billigen sauren Gurken und teuren sauren Gurken, also ähnlich wie die Wahl zwischen einer sozialdemokratischen und einer liberalen Partei.

In diesen Auseinandersetzungen ist immer wieder vom Ausverkauf, oder der Kommerzialisierung die Rede, gegen die man sich wehrt. Gleichzeitig verteidigen jene, die jahrelang an den Strukturen mitgeholfen haben, die Notwendigkeit von Einnahmen zur Aufrechterhaltung jener Strukturen.
Bei solchen Prozessen gerät man immer auch in einen Gewissenskonflikt. Denn schliesslich reiben sich konservative Kreise genüsslich die Hände. (Hähä, höhö, jetzt streiten sich die noch untereinander…) Und auf der anderen Seite rufen die sich selbst besonnen nennenden wie damals das ZK der KPdSU zur Einheitsfront auf (oder waren es die Sozialdemokraten?). Jeder Streit untereinander schwäche das eigene Projekt und spiele dem Gegner in die Hand, und wer das nicht einsehe, verstünde nichts von der Ernsthaftigkeit der Lage und betreibe anarchistisches Brigantentum. (Oder wie es bei Monty Python so schön heisst: „Spalter!“)

Wir wollen das anhand der Hybris der Kunst ein wenig vertiefen…

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Höchster Dilettantismus

4. April 2018

„Das Leben ist eine Kunst, rief Vim aus, und Vago pflichtete ihm bei, die einen höheren, ja höchsten Dilettantismus geradezu erfordert.“

Hermann Burger: Zwei Künstler.

Jahreskongress DI – 2017

1. April 2018

Die DI beim österilchen Fasterbrechen

Hier das Protokoll vom Kongress der Dilettantistischen Internationale (DI) zum Abschluss der Sowjetischen Ostern am 17. April 2017. Pünktlich ein Jahr danach, vor dem nächsten Kongress (morgen, 2. April auf 14 Uhr in der Garage Konverter)

Lenin hält die Messe. Erzählt von der Avantgarde. Hält eine saure Gurke in der Hand. „Lehre mich, Taiga – oder ich lehre dich!“ – Der Avantgarde beiseite gestellt: Eine Messdienerin mit Jungfrau-Marien-Burka (wenn das der Patriarch wüsste).

Der Apéro. Oder: Der Dilettantismus ist schmerzlos, er bringt einiges an Veränderung. („Die dümmste Internationale, die es je gab“/“So was kriegt mein 14-jähriger Sohn in 5 Minuten hin!“)

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Donnerstagsgeflüster: Sell Sell Sellerie

15. Februar 2018

Den Leuten die Harfe strubbeln.
Thaicurry? Ich hab Teig-Curry verstanden…
Was heisst das? Sellerie?
Nein, serielle.

Der Dilettantismus des Geistes

9. Mai 2017

Die dilettantische Praxis und die Gewissheit ihrer selbst

In den bisherigen Weisen der Kreativität ist dem Bewußtsein der Dilettantismus etwas anderes als es selbst. Die Auffassung dieses Dilettantismus verschwindet aber in der Erfahrung von ihm; wie das Bier unmittelbar verschwand, der Lohn zwei Wochen nach Zahltag, der Inhalt aus anarchistischen Zeitungen, die Revolution aus dem Verstand, so erweist er sich vielmehr, nicht in Wahrheit eine Rolle zu sein, sondern akzentuiert sich als Negation dessen was er für ein Anderes ist; der Begriff von ihm hebt sich an dem wirklichen Leben auf: Das unmittelbare Festhalten an der Spezialisierung, und dass was sie hervorbringt, geht in der Praxis des Dilettantismus verloren. Nunmehr aber ist etwas entstanden, was in diesen früheren Verhältnissen nicht zustande kam, nämlich eine Kreativität, welche dem Dilettantismus gleich ist; denn die Kreativität ist sich selbst ihr Gegenstand, und die Praxis ist selbst dilettantisch. Es ist darin zwar auch ein Anderssein; der Dilettantismus unterscheidet nämlich, aber ein solches, das für es zugleich ein nicht Unterschiedenes ist. Nennen wir Kunst die sich selbst erhaltende zirkuläre Bewegung der kreativen Entfremdung, den Dilettantismus aber die Praxis als ruhige Einheit oder als kollektive Negation, so sehen wir, daß nicht nur für uns, sondern für die Kreativität selbst der Gegenstand der Praxis entspricht. – Oder auf die andere Weise, die Praxis das genannt, was der Dilettantismus an sich ist, die Kunst aber das, was er als Identität oder Gegenstand für ein Anderes ist, so erhellt, daß das Ansichsein und das Für-ein-Anderes-Sein nicht dasselbe ist; denn das Ansich ist der Dilletantismus; es ist nicht dasjenige, was für ein Anderes ist. Dilettantismus ist die Form der Beziehung zur Kreativität und es ist selbst die Praxis; es ist es selbst gegen ein Anderes, und greift zugleich über dies Andere über, das für es selbst nicht sich ist.

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Reich-Ranicki über Böll

25. März 2017

„Böll erweist sich als ein Meister, dessen Originalität die vollkommene Schlichtheit ist. Da hört man keine falschen Töne, da hat ma nie den Verdacht, die Natürlichkeit sei mühselig erreicht worden. Nicht künstlich produziert ist der Hauch eines gewissen Dilettantismus, der dieser salppen, so lässigen, so selbstverständlich klingenden und dabei so präzisen Diktion einen besonderen Reiz gibt. An einigen Passagen, die vor allem in den Schlusskapiteln zu finden sind, können jüngere deutsche Autoren lernen, was Prosa ohne Affektation, ohne Pose ist.“

Marcel Reich-Ranicki über Heinrich Bölls „Ansichten eines Clowns“
(in „Literatur der kleinen Schritte“, erweiterte Ausgabe 1991, S. 21)

Burgschauspieler und Dilettantismus

17. Februar 2017

Die Burgschauspieler sind kleinbürgerliche Popanze, die von der theatralischen Kunst Kunst nicht die gerinste Ahnung haben und die aus dem Burgtheater längst ein Siechhaus ihres dramatischen Dilettantismus gemacht haben.
[…]
Und die Joana hat zeitlebens von einer Ballerinenkarriere an der Oper geträumt, schliesslich von einer gefeierten Burgschauspielerin, die sie hatte werden wollen; sie ist zeitlebens nichts als eine tanzende und schauspielernde Dilettatin, sozusagen privatunterrichtende Bewegungstherapeutin geblieben.
[…]
Im Grunde habe er, der John, von dem von der Joana so genannten Bewegungsstudio nichts gehalten, wäre schon gleich im ersten Moment der Überzeugung gewesen, dass es sich bei diesem sogenannten Bewegungsstudio nur um eine Möglichkeit der Joana handelte, sich
über Wasser zu halten, persönlich, wie er sich ausdrückte, geistig, finanziell sei aus dem Bewegungsstudio in der Simmeringer Hauptstrasse nichts herauszuholen gewesen, es seien auch nur mehr oder weniger mittellose Leute zur Joana in dieses Bewegungsstudio gekommen, junge angehende Schauspieler, ältere dilettierende Theaterleute, die noch mit fünfzig und mit sechzig an eine Karriere glaubten, die aber überhaupt keine Aussicht, nicht die geringste Chance auf eine solche Karriere mehr gehabt hätten naturgemäss.
[…]
Und wir empfinden es als nichts anderes, als eine gemeine Unerträglichkeit, dass dieser Mensch, den wir so lange verehrt, wenn nicht gar wirklich geliebt haben und der uns sozusagen die Augen und die Ohren für alles und also die ganze Welt, und vor allem für die künstlerische Welt geöffnet hat, am Ende eine so miserable eigene Kunst gemacht hat, einen fürchterlichen Dilettantismus betrieben hat selbst, während er ununterbrochen nur von dem
höchsten und von dem allerhöchsten Anspruch gesprochen und uns selbst in diesem höchsten und allerhöchsten Anspruch gelenkt und erzogen hat so viele Jahre.
[…]
Durch ihren eigenen Dilettantismus hat dich die Jeannie hintergangen und betrogen, sagte ich mir, während ich zuschaute, wie sie jetzt auch voller Abneigung und Hass, das über sich ergehen liess, das der Burgschauspieler noch immer zum besten gab, zurückgelehnt in seinem Sessel wie die Anderen, darauf wartend wahrscheinlich, wie ich dachte, dass die Auersberger die doch schon steife und starre Tischgesellschaft auflösen und in das Musikzimmer zurückbitten wird.
[…]
Fahren Sie hin, wo Sie wollen, sagte er, gehen Sie in die Mailänder Scala oder in die Metropolitan Oper in New York oder gehen Sie in das Londoner Nationaltheater oder in die Comédie Française, alles nichts gegen Wien, alles letztenendes stümperhaft, dilettantisch, das ist die Wahrheit.
[…]
Nein, nein, sagte der Burgschauspieler, ein dilettantisches, ein abgeschmacktes Theater wird in Deutschland gespielt, letzenendes ein dummes Theater, in das die Deutschen schon immer vernarrt gewesen sind. Hilflos und dilettantisch ist das deutsche Theater immer gewesen, das ist die Wahrheit.

Thomas Bernhard, „Holzfällen“