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[Montagsgedanken] Kunst, Kultur und Warenform – Rote Fabrik und Reitschule.

16. April 2018

„Kultur hat einen Wert.“/“Kunst ist Arbeit.“/“Künstler sollen bezahlt werden.“

Solches sind die Töne, die gerne gespuckt werden. Auch jetzt erst wieder im Zusammenhang mit der Besetzung der Grossen Halle in der Reitschule, welche die Gruppe der „Wohlstandsverwahrlosten“ durchführte. Die Kritik lautet, dass die Kommerzialisierung der (eigenen, widerständischen) Kultur rückgängig gemacht werden sollte, dass ein Ort wie die Reitschule sich auf ihre Wurzeln besinnen sollet anstatt sich zu einem Konsumtempel mit linkem (Grafitti)-Anstrich zu entwickeln.

In Zürich lässt sich diese Entwicklung eines ehemals widerständischen und von einer Bewegung getragenen Ortes zu einem Ausgehtipp anhand der Roten Fabrik beispielhaft in Erinnerung rufen.
Die Rote Fabrik ist heute nur ein Angebot neben anderen auf einem Markt. Der Entscheid in die Rote Fabrik zu gehen, ist so revolutionär wie ins Opernhaus zu gehen. Es ist eine Wahl, wo man sein Geld liegen lassen möchte. Eine Wahl, die man vergleichen kann mit der Wahl zwischen billigen sauren Gurken und teuren sauren Gurken, also ähnlich wie die Wahl zwischen einer sozialdemokratischen und einer liberalen Partei.

In diesen Auseinandersetzungen ist immer wieder vom Ausverkauf, oder der Kommerzialisierung die Rede, gegen die man sich wehrt. Gleichzeitig verteidigen jene, die jahrelang an den Strukturen mitgeholfen haben, die Notwendigkeit von Einnahmen zur Aufrechterhaltung jener Strukturen.
Bei solchen Prozessen gerät man immer auch in einen Gewissenskonflikt. Denn schliesslich reiben sich konservative Kreise genüsslich die Hände. (Hähä, höhö, jetzt streiten sich die noch untereinander…) Und auf der anderen Seite rufen die sich selbst besonnen nennenden wie damals das ZK der KPdSU zur Einheitsfront auf (oder waren es die Sozialdemokraten?). Jeder Streit untereinander schwäche das eigene Projekt und spiele dem Gegner in die Hand, und wer das nicht einsehe, verstünde nichts von der Ernsthaftigkeit der Lage und betreibe anarchistisches Brigantentum. (Oder wie es bei Monty Python so schön heisst: „Spalter!“)

Wir wollen das anhand der Hybris der Kunst ein wenig vertiefen…

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