Posts Tagged ‘montagsgedanken’

Zur Verteidigung der Simulationstheorie

12. Dezember 2019

Und hier ist ein Gastbeitrag, als Antwort auf die Montagsgedanken mit dem Titel „Die Menschheit – eine Computersimulation?“.

«Was, wenn (theoretisch) die Leistungen der Computer eines Tages dem Schöpfungspotential nahe kommen, das sie die Macht (theoretischer) Götter hätten? Wie gesagt, die Frage ist zu dumm, um sie ernst zu nehmen. Aber es ist eigentlich zu schrill, um nicht darüber lachen zu müssen: Die Nerds phantasieren sich das Göttliche herbei.»
Aus [Montagsgedanken] Die Menschheit – eine Computersimulation?

Ich bin einer dieser Nerds! Hallo Publikum! Als grosser Montagsgedanken und Science Fiction Fan (ich bin grade an der 19. Staffel Star Trek dran) komme ich natürlich nicht drumherum, hier die Idee der Simulationstheorie zu verteidigen! Ich bin kein Physiker, nicht mal Programmierer sondern einfach einer, der, wenn er nicht am Bier trinken, schlafen oder malochen ist, alleine vor dem Computer hängt und sich komische Gedanken macht! Und vielleicht mache ich mich hier nun selbst lächerlich, da ich diese Hypothese nochmals beschreibe und eben nicht als Gefängnisprogramm sondern als mögliche Erklärung des Ursprungs allen Seins überhaupt verstehe. Es gibt da natürlich noch andere Theorien, z.B. dass das Universum ein Hologramm ist. Desto mehr wir über dieses Universum wissen, desto abstruser werden die Theorien!

G. Hinkebein.

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[Montagsgedanken] Kunst oder Kulturindustrie?

25. November 2019

Über einen Widerspruch, der keiner ist.

Die Filme von Pasolini oder von Michael Bay?

Herr der Ringe oder Ring der Nibelungen?

Das Streichquartett oder die Viererkette in der Abwehr?

Heavy Metal oder Blasorchester?

Die Kastelruther Spatzen oder Rage Against The Machine?

Kunst sei elitär, die Kulturindustrie für den Pöbel, so die gegenseitigen Vorurteile. Es gibt eine lange Tradition, Kunst und Kulturindustrie nicht nur voneinander getrennt zu sehen, sondern als oppositionelle Kräfte. Am Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es zwar wenige, die auf der Trennung beharren, aber immer noch viele, welche die Trennung als einen Akt des Willens begreifen möchten. und nicht als eine Verteilung gesellschaftlicher Funktionen.

In der überkommenen Wahrnehmung wurde seichte Unterhaltung elitärer Kunst gegenüber gestellt. Kulturindustrie schaffe die massenhafte Verbindung, den kleinsten gemeinsamen Nenner ohnmächtigen Bewusstseins und die Träume fiktiver Welten, egal ob diese den eigenen Alltag bestätigen, verfluchen, verdrängen oder überwinden. Hier gehe es um den Affekt, den Instinkt, der nach Befriedigung giert. Auf der anderen Seite – jener der Kunst – regiere das Zeitlose, Ewige, das Bildung, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft intellektueller Stimulation erfordere, um geschätzt zu werden.
Banal runter gebrochen: Hier Gefühl der Masse und dort Intellekt des Einzelnen.

[Selbstverständlich sei hier auch nochmal auf Pepes wunderbaren –  wissenschaftlichen – Text zur Kulturindustrie hingewiesen.]

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[Montagsgedanken] From Seefeld to Obernberger See

15. Juli 2019

Es gibt wenige Orte, die so grausig sind wie Seefeld in Tirol. Es besteht aus überdimensionierten Hotels, kitschigen Ferienhäusern, gleichgeschalteten Souvenirshops und Golfplätzen. Das Schwimmbad heisst Strandperle, obwohl der See, in dem man badet, in einer Sumpflandschaft liegt, wo es weit und breit keinen Sand gibt. Die Eichhörnchen sind zutraulich und verhungern in der Zwischensaison, weil sie verlernt haben, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Die Hotels versuchen, mit architektonischen Tricks kleiner auszusehen als sie sind, und bestehen aus allerhand Stilen von Irgendwieromantisch bis zum sogenannten „modernen Alpenstil“ und strahlen nichts aus, ausser, dass Gewinnsucht oft in Hässlichkeit endet. Sie besitzen weder die Gemütlichkeit echter Hütten oder Bauernhäusern, denen sie nacheifern, noch die Eleganz der Hotelpaläste vom Anfang des 20. Jahrhunderts, welche inzwischen alle abgerissen wurden.

Das Hochplateau in den Bergen, auf dem Seefeld liegt, wird heutzutage im Allgemeinen als sehr schön wahrgenommen. Die Berge haben diese Wandlung in den letzten 200 Jahren durchgemacht, vom Ort der Bedrohung hin zum Ort der Sehnsucht, der Erholung. Darauf sind die Tiroler stolz. Dieser Stolz wird nicht geschmälert dadurch, dass es zuerst vor allem Engländer, dann Deutsche und später andere fremde Maler und Dichter waren, welche ihnen die Schönheit ihrer Welt erklärten. Für einen normalen Bergbauer hiess das Leben in den Bergen vor allem harte Arbeit, tagein tagaus, um dem kurzen Sommer irgendwas abzutrotzen. So ist der starke Glaube an die katholische Kirche, welcher Tirol bis heute prägt, nicht Ausdruck von Charakterfestigkeit, sondern von Angst und dem Bewusstsein, den Gewalten der Natur völlig ausgeliefert zu sein. Wer konnte, zog weg.

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[Montagsgedanken] Digitales, Reales und Repräsentation

27. Mai 2019

Alles zieht ins Internet – wer zieht mit?

Virtualität und Digitalität sind unsere permanenten Begleiter. Mit dem smartphone in der Hand ist es uns möglich, überall und jederzeit darauf zu zugreifen. Was in den Kanälen, Plattformen und Chatgruppen geschrieben wird, bestimmt darüber, wie wir uns fühlen, manchmal stärker als unser reales Gegenüber. Die Realität des Virtuellen, hat sie die tatsächliche Realität in ihrer Bedeutung für uns überflügelt?

Bei diesem Text handelt es sich um eine – längst überfällige – Antwort auf diesen Text von Pepe. Darin beschäftigt er sich zwar stärker mit den politischen Aktionsformen und den spektakularistischen Zurschaudarstellungen eigenen Revoluzzertums – nichtsdestotrotz möchte ich jenem Text noch einige eigene Gedanken hinzufügen.

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[Montagsgedanken] 1968, eine Hitparade

30. April 2018

Dilettantismus heisst: Wer es selber macht, stösst auf Widerstand.

Wie immer zu unserem Osterprogramm machten wir uns für den Musikabend auf die Suche nach Liedern.
In der Musik wiederspiegelten sich die Zugänge und Schwierigkeiten jenes Jahres. Bei der Recherche zur Musik jener Zeit: irritierend. Was waren die Hits 1968 in Frankreich? Die Lieder aus der Hitparade sind z.T. schwülstig und bis zum Erbrechen sentimental. Das führte zur lakonischen Erkenntnis:
Bei solcher Hitparade/
stürmte auch ich die Barrikade…

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[Montagsgedanken] Funktion

5. Februar 2018


An alle Funktionen und Positionen ist die Frage zu stellen: Drängen sie zur Aufhebung ihrer selbst? Welches auch immer ihre Funktion ist, drängen sie zur Auflösung jener Not, welche ihnen den eigenen Auftrag erteilte? Diese Frage ist total und verweist dadurch auf das Umfassende der Strukturen; sie kann an jede entsprechende Instanz gerichtet werden.

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[Montagsgedanken] Glosse: Warum ich Roger Federer hasse

11. Dezember 2017

„Ich wünschte, ich würde mich für Tennis interessieren“ – Tocotronic

Ich kann mit Tennis überhaupt nichts anfangen. In mir lauert dieses Vorurteil, es handle sich dabei um einen Bonzensport. Englische stiff-upper-lip Typen, Jingos, die sich im Club sportlich betätigen, nachdem sie ihre Arbeiter entlassen haben. Manager-Yuppies, die geschniegelt weiss verkleidet Jugendlichkeit und Unschuld demonstrieren möchten. Perlweisse Zähne. Schwiegersöhne, Kinder besserer Eltern, die auf dem Tennisplatz posieren, während am Rand ein Butler mit einem Silbertablett steht, auf dem eisgekühlte Limonade aus Kristallkaraffen eingeschenkt wird.

Obwohl ich mich null für Tennis interessiere, will ich hier etwas loswerden: Warum ich einen tiefen, aufrecht empfundenen Hass gegenüber Roger Federer empfinde, obwohl ich noch nie ein Tennisspiel gesehen habe.
Ja, für einmal gehen die Montagsgedanken ins glossenhafte.

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[Montagsgedanken] Boykott

14. August 2017

Es wird gelegentlich eingeworfen, dass Jene, die Teil der kapitalistischen Massenkultur sind, auf diese rückwirken als Konsumenten – ebenso wie der Bürger durch Abstimmungen und Parlamentswahlen rückwirkt auf den Staat. Die Konsumenten hätten es in ihrer Macht, sich über die Waren und Produkte zu informieren und würden jene Anbieter, die schlampig oder gewissenlos produzieren, abstrafen, indem sie sich von ihnen abwendeten. Die radikalere Version dieses Abwendens heisst dann Boykott.

Ohne Widerspruch: Der Boykott in seiner ursprünglichen Form ist eines der revolutionärsten Mittel – er bezeugt gerade jene Aktivität und jene Ermächtigung, welche das Bestehende revolutioniert.

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[Montagsgedanken] Potcheen oder Poitín? Über die Sauferei im Kapitalismus…

21. November 2016

„Potcheen“ heisst es auf der Flasche, angliziert vom Gälischen Poitín. Es handelt sich um – wie es auf der Flasche ja auch so schön für den amerikanischen (aber auch allgemein internationalen) Touristen in Klammer angemerkt ist – „Moonshine“. Also die irische Variante des illegal destillierten Hausschnaps in ländlicher Gegend, der für den Eigengebrauch hergestellt wurde.
Hervor stechen tun hier vor allem das grosse, quer geschriebene „now legal“ (es fehlt eigentlich nur noch ein Ausrufezeichen) und darunter der Vermerk des „illegal since 1661“.

Und da fragte sich Herr Schmulmeier, ob es denn überhaupt noch selbst gebrannt war, wenn er es nicht selbst gebrannt hatte...

Und da fragte sich Herr Schmulmeier, ob es denn überhaupt noch selbst gebrannt war, wenn er es nicht selbst gebrannt hatte…

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