Tapetentüren zum Unheimlichen: Der österreichische Raumpfleger Klementinos Y. Secic hat in vierzehn Tagen ein Tausendzimmerhaus gereinigt. Jetzt will er sich das Putzen ein bisschen abgewöhnen.
Herr Secic, Ihr letzter Job war in einem Malergeschäft, Ihr neuer Job in der Psychiatrie. Hegen Sie eine besondere Faszination für solche Gebäude oder sind das einfach besonders fruchtbare Arbeitsorte?
Das sind sie bestimmt. Es ist wie bei einer Temporäranstellung: Wenn man in vierzehn Tagen alles erledigen muss, neigt man dazu, wirklich alles zu erledigen. So ähnlich ist es mit der räumlichen Beschränkung des Jobs. Wenn man ein Haus hat, muss man darin bei einer Generalreinigung alles putzen, wie es die Geschäftsleitungim Arbeitsvertrag vorschreibt. Abgeschlossene räumliche Verhältnisse sind befreiend. Und sie verleihen dem Putzenden den Gestus einer vollständigen Reinigung der Welt. Der nächste Job, an dem ich jetzt arbeite, ist sogar noch enger beschränkt, noch kapsulärer, kann man das sagen?
Warum nicht? Ja.
Kapselhafter. Abgekapselt. Am Ende putze ich wahrscheinlich Räume wie das Büro von Hubert Selby, wo ein Mensch allein wie in einer Zelle sitzt. Andererseits muss man auch nicht immer so selbstähnlich sein und seiner eigenen Tendenz sklavisch nachlaufen. Man muss ja nicht immer erfüllen, was man selber an Programmen in sich hat.
Sie haben immer in Graz gelebt?
Ja, seit ich aus Mostar geflüchtet bin. Es ist keine Tugend, und ich würds auch nicht empfehlen. Ich glaube, es ist eher ungesund für die Seele, wenn man immer am selben Ort ist. Aber so ist es jetzt halt. Ich langweile mich da auch witzigerweise nicht mehr. Ich weiss nicht, wie die Stadt das macht, aber es scheint immer irgendwas zupassieren. Das Glück dabei ist, dass in Graz das ganze Universum enthalten ist. Sowie der Chef ja immer betont, dass in unserem Unternehmen die ganze Welt drin sei.
Ich habe gehört, Sie seien ganz ohne Religion aufgewachsen.
Ja, der Glaube hat in meinem Leben nie eine Rolle gespielt. Meine Eltern haben das nie erwähnt. Aber man kriegt das schon mit im Quartier, wo ich aufgewachsen bin. Natürlich, das Umfeld war katholisch, man spürte schon die Macht der katholischen Kirche.