Die Absage an die Romantiker. Merke: Art. I, Abs. 1: Beton siegt immer.
(Zimmer, Frau liegt im Bett. Klaus daneben)
Klaus: Ist es wirklich möglich, dass es noch Liebe gibt, unter all diesen grauen Fassadenwänden? Dass sich hier, im Verborgenen, all die Gefühle finden lassen die man auf den Strassen misst, dass man morgens aufwacht, neben einem lächelnden Gesicht, in einem warmen Bett. Ich kann es fast nicht glauben, dass dies reicht um restlos glücklich zu sein.
(es klopft an der Tür, herein tritt die Puffmutter, alt und verbraucht)
Klaus: Was wollen Sie?
Puffmutter: Na Jüngelschen, hasten Spass jehabt? (grinst)
Klaus: Das geht Sie einen feuchten an, raus hier oder ich werde brutal.
Puffmutter: Na na na, jetzt tuns ned so, sie feener Herr. Man kann ja och mal en Spass machen. Wollte Ihnen och bloss sagen dass’ ab jetzt extra kosten tut, nämlich, wenns noch länger bleben wollen.
Klaus: Wie meinen sie das?
Puffmutter: Na die Frühmorjensfreer wollen ja och ihren Spass haben, und die Jute (zeigt auf das Bett) soll ma wieder malochen, die wird ja ned fürs Pennen bezahlt.
Klaus: Mir wird gleich übel.
Puffmutter: Aber ned hier reen kotzen, dafür gehns ma lieber an die Fenster.
Klaus: Raus hier, sofort, ich vergess mich gleich! (macht Schritte in ihre Richtung)
Puffmutter: Na jut, ich bin ja schon ab. (geht zur Türe raus, öffnet sie aber nach einer Pause gleich nochmal und steckt den Kopf rein)
Puffmutter: Aber et tut jetzt extra kosten, nämlich fuffzich pfennije mehr die viertel Stund.
(Klaus nimmt den Schuh und schmeisst ihn ihr nach, die Tür wird zugeschlagen)
Klaus: (tritt ans Fenster und schaut raus) Grau ist immer noch die Stadt, Beton regiert immer noch. Viel gleichgültiger erscheint mir die Stadt jetzt, ich habe Angst wieder raus in den Beton zu gehen. Es schnürt mir die Kehle zu, dieser elendige Beton wartet da draussen auf mich. Nichts veränderte die Liebe. Ich ersticke.
(öffnet das Fenster und schreit heraus) Ich verfluche dich, Beton! Willst du mich denn immer nur quälen, warum tust du mir dies an! Pfui! Ich spucke auf dich! Fluch auf dich, Fluch! Du HureBeton, du grauenvolle grausame graue Hure von Betonstadt! (er dreht sich um) Wie verlogen, wie unglaublich verheuchelt. Draussen ist der Beton und hier drinnen Lüge. Mir wird übel. Ich werde irr. (er wankt, schwankt und stützt sich am Nachtisch. Da findet er ein Messer und hält es in der Hand) Ein Messer. Süsseste aller Lügen, mit einem ungelogenen Messer werde ich dich entlarven. Für die Wahrheit! (er stürzt sich mit dem Messer auf den Körper im Bett und sticht zu) Lüge!
Klaus: (er hält inne) Mein Herz, was tat ich. (er wirft das Messer weg) Einen Menschen hab ich umgebracht, der mich liebte. Es ist geschehen, der Beton ist hierrein geschwappt und verlangte sein Tribut für diese Nacht. (schreit) Beton, du willst nicht dass ich glücklich werde, stimmts?
(von hinter der Türe sind Geräusche zu hören)
Betonizist: Hier ist die Betonizei. Machen sie die Tür auf.
Klaus: Ach wär ich doch stumm geblieben, dann hätt ich das Glück halten können. Warum nur kann ich sehen, ach wär ich doch blind und hätte niemals Beton gesehen, was hätte ich glücklich gelebt. Ich halte dieses Leben nicht mehr aus, dieses Leben. Ich will Klappen auf meine Augen, auf meine Ohren und mein Maul, auf dass niemals wieder eine Spur von Beton sich auf meinem Gesichte wiederspiegelt.
(Die Tür wird aufgebrochen, uniformierte Betonizisten stürmen herein)
Betonizist: Da ist er, schnappt ihn! Führt ihn ab.
Klaus: Ich bin schuldlos schuldig geworden.
Betonizist: Das wird ein Richter entscheiden.
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